Freitag, 12. Juli 2013

Piaget - Kognitive Entwicklung

Grundlagen des Modells von Piaget:
-         Lernen und Entwicklung wird durch Störungen im inneren Gleichgewicht  angestoßen
 
um das Gleichgewicht wieder herzustellen erfolgt Aktion
-         Äquilibration Assimilation und Akkomodation
-         Wechselspiel von Akkomodation und Assimilation findet unvermeidbar statt und ggf. auch ohne  pädagogische Einwirkung
-         da dieser Prozess vom Kind selbst ausgeht spricht Piaget von einem epigenetischen Prinzip (es wächst und gedeiht aus sich selbst)
-         Kinder bilden von Geburt an Strukturen und Schemata
-         In den ersten Lebensjahren machen Kinder die größten Entwicklungsfortschritte
-         da jeder Mensch nach Weiterentwicklung strebe, nennt Piaget den Menschen epistemisches Subjekt (= Erkenntnis suchend und erkennend)

Die Stufen der kognitiven Entwicklung
Entwicklung lässt sich in vier Stadien zusammenfasssen:
  1. sensomotorisches Stadium
  2. präoperationales Stadium
  3. konkret-operationales Stadium
  4. Stadium der formalen Operation

-         nach jedem Stadium findet eine strukturelle Änderung des Denkens statt sowie die Überwindung von kindlichem Egozentrismus (nicht Egoismus!)
-         neugeborene Kinder kennen zunächst nur sich und können nicht zwischen sich und der Außenwelt unterscheiden
→  lernt mit der Zeit zu differenzieren und auf dieser Basis baut abstraktes Denken auf

1. Sensomotorisches Stadium (0.-2. Lebensjahr)
- erstes Lebensstadium ist entscheidend und prägend für die kognitive Entwicklung des Kindes
- Piaget bezeichnet das erste Stadium als sensomotorisches, da das Denken primär über Sinneserfahrungen stattfindet
-Bewegungen und Handlungen sind zunächst Reflexe, die allerdings bald vom Kind selbst kontrolliert gesteuert werden
-Egozentrismus des Kindes ist zunächst physikalisch
erlebt Umwelt als Teil von sich selbst

Piaget unterteilt das erste Stadium in sechs Phasen um die massiven Entwicklungsfortschritte besser differenzieren zu können:

1. Phase (0.-1. Monat): Bestätigung und Übung der Reflexe:
Das Kind kann sensomotorische Schemata weiter verfeinern und Ansatzweise in Beziehung zueinander setzen.

2. Phase (1.-4. Monat): erstes erworbenes Anpassungsverhalten und primäre Zirkulärreaktion
Das Kleinkind kann gezielt Sehen und Handeln koordinieren. Es begreift, dass bestimmtes Handeln bestimmte Wirkungen nach sich zieht. Piaget redet von Zirkulärreaktion, da der Säugling zufallsgesteuertes angenehmes Verhalten von sich aus wiederholt. Diese Zirkulärreaktion ist primär, da der eigene Körper im Mittelpunkt steht.

3. Phase (4.-8. Monat): sekundäre Zirkulärreaktionen und Vorgehensweisen
Das Kind handelt absichtsvoll und kann Handlungen gezielt wiederholen. Diese Zirkulärreaktion sekundär, weil jetzt eine Handlung zum Erreichen eines Ziels eingesetzt wird. So kann das Kind aktiv interessante Erscheinungen andauern lassen.

4. Phase (8.-12. Monat): Koordination der sekundären Verhaltensschemata und ihre Anwendung auf neue Situationen
Das Kind kann jetzt nicht nur absichtsvoll, sondern gezielt handeln. Es kann Gegenstände, die verdeckt sind, hervorholen. Ebenso kann es schon ansatzweise nach Gegenständen suchen.

5. Phase (12.-18. Monat): Entdeckung neuer Mittel und durch Ausprobieren und die tertiäre Zirkulärreation
Das Kind kann in dieser Phase nicht nur handelnd experimentieren, es kann auch gedanklich experimentieren. Da vor dem Handeln ein Interesse besteht und bekannte Mittel jetzt auf neue  Kontexte bezogen werden, spricht Piaget jetzt von einer "tertiären Zirkulärreaktion".

6. Phase (18.-24. Monat): Erfinden neuer Mittel durch geistige Kombination
Das Kind kann jetzt die Folgen des Tuns abwägen, bevor es handelt. Vor allem beginnt das Kind "symbolisch zu repräsentieren": Es lernt Sprache und sprechen. Damit beginnt es, sich von unmittelbaren Sinneseindrücken und unmittelbaren Erfahrungen freizumachen.

2. Präoperationales Stadium (2.-7. Lebensjahr)
-        Kinder haben physikalischen Egozentrismus überwunden
-        können über Dinge nachdenken auch wenn sie sie nicht vor Augen haben
        → mittels Sprache symbolisch repräsentieren
-        das Kind lernt in diesem Stadium logisch zu denken, ist allerdings an unmittelbare Wahrnemungen gebunden
-        starker Egozentrismus äußert sich z.B. In unproportionierten Kinderbildern
-        auserdem sind Merkmale dieses Stadiums Animismus und magisches Denken
        → Stühle werden zu Autos, Kinder selbst spielen z.B. Tiger oder sie glauben im Keller seien Gespenster, dabei unterscheiden sie nicht zwischen Realität und Phantasie
-        ein anderes Merkmal ist der Finalismus
der Mond geht z.B. auf, damit Menschen nachts etwas sehen
-        ein weiteres Merkmal ist, dass Kinder in diesem Stadium keine Invarianz der Menge begreifen

3. Konkret – operationales Stadium (7.-12. Lebensjahr)
-         Einsicht der Mengenverhältnisse wird klar mit der Fähigkeit des reversiblen Denkens
-         Gedanken können zurück verfolgt werden
-         Massenveränderungen können jetzt beurteilt werden
-         Egozentrismus des Kindes tritt in den Hintergrund
-         Sehen, wie sie von anderen (der Umwelt) beurteilt werden und hinterfragen Absichten von Handlungen

4. Stadium der formalen Operationen (11.-13. Lebensjahr)
-         Kinder sind in der Lage ohne konkrete Bezüge Gedankengänge zu entwickeln und induktives als auch deduktives Denken zu lernen
-         Sowohl  werden aus Erfahrungen Folgerungen gezogen, als auch Aussagen an ihren Erfahrungen überprüft
-         abstrakte Denkmodelle werden nachvollzogen
Spiel und Nachahmung

-         im Spiel kann ein Kind Erfahrungen und Gelerntes wieder aufgreifen und so zunehmend internalisieren und besser verstehen (im Spiel findet Assimilation statt)
-         durch Nachahmung lernen sie Neues (fördert Prozesse der Akkomodation)
-         jüngere Kinder ahmen ihre Eltern nach
-         Jugendliche spielen Rollen (Idole.. usw.)
-         jüngere Kinder spielen frei und bedürfnisorientiert

Kognitive Entwicklung und Erziehung

-         Piagets Modell berücksichtigt zu wenig die sozialen und kulturellen Lebensbedingungen
-         seine Befragungen sind nicht kindgerecht
-         Kinder sind nicht in der Lage sich korrekt auszudrücken
-         sie lernen selbstständig kognitiv zu denken und müssen nur pädagogisch unterstützt werden und zu Entwicklungsleistungen aufgefordert werden
-         Lernen geschieht schrittweise und man darf sie nicht über- oder unterfordern
-         jedes Kind hat einen individuellen Entwicklungsstand, welcher fachgerecht beobachtet werden muss
-         Entwicklung benötigt genügend Zeit, welches nicht beschleunigt werden sollte (z.B. magisches Denken ist positiv)
-         man sollte berücksichtigen, dass Kinder in der präoperationalen Phase egozentrisch denken
-         bis zu einem gewissen Alter können sie abstrakte Erläuterungen nicht nachvollziehen

Jean Piaget (1896-1980) betont die Bedeutung des Spiels für die Intelligenzentwicklung des Kindes. Analog zu deren drei Phasen unterscheidet er drei Formen des Spiels:
In den Übungsspielen werden Verhaltensschemata eingeübt, in den Symbolspielen werden Gegenstände symbolhaft verwendet und von der Fantasie geprägte Aktivitäten durchgeführt, und in den Regelspielen unterwirft sich das Kind Regeln als Teil der sozialen Außenwelt. Im Kleinkindalter ist das Spiel eindeutig dem „Unterricht“ überlegen: „Alles was wir die Kinder lehren, können sie nicht selbst entdecken und damit wirklich lernen.“
von Jonas Düts, Tim Preuß und Malte-Lennart Gustenberg

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