Montag, 15. Juli 2013

Neuere Gewalttheorien - Sutterlüty, Eisenberg und Nolting

Ferdinand Sutterlüty: Aggression als Kompensation von Ohnmachtsgefühlen
  • Gewalt verschafft innere Befriedigung
  • Gewalt wird als Offenbarung empfunden, die das Leben positiv verändert
  • tritt vor allem bei Jugendlichen auf, die im familiären Gewaltzusammenhang Ohnmachtsgefühle erleben
  • Gewalt als Mittel, um Dinge zu bewegen
  • sie sehen keine Perspektive für die Zukunft

Gegenmaßnahmen
  • Akteure der eigenen Wirklichkeit
  • nicht als Opfer dastehen
  • Erfolgserlebnisse
  • Jugendliche müssen das Gefühl haben, dass sich ihre schulischen Leistungen positiv auf ihre Zukunft auswirken
    → Aggression ist ein Weg der Kompensation von Ohnmachtsgefühlen und des Erlebenkönnens von Macht und Stärke.

Götz Eisenberg: Aggression als Folge sozialer und emotionaler Kälte
  • emotionale Kälte ist ein Auslöser für Aggressionen
  • dies erleben die Jugendlichen durch elterliches Desinteresse und wenig Zuwendung
  • Vaterlosigkeit: kein Vorbild, keine Anforderungen, denen sie sich unterwerfen können
  • Mütter: binden Kinder zu sehr an sich, oder vernachlässigen sie
  • Kinder entwickeln kaum Urvertrauen
  • sie entwickeln eine narzisstische Haltung
  • sie suchen nach dem Erleben von Grandiosität durch beispielsweise Drogen und Amokläufe
  • Suche nach konturierten Persönlichkeiten die ihnen aus ihrer eigenen Unsicherheit heraushelfen
    → Aggression ist die Folge von Erfahrungen sozialer und emotionaler Kälte, sowie mangelndem Erleben von konturierten Persönlichkeiten.

Hans-Peter Nolting: Maßnahmen zur Gewaltprävention und Gewaltminderung
  • pädagogische und kriminologische Maßnahmen vermindern nur die Jugendgewalt, können aber die Problematik nicht lösen
Ventiltheorie:
  • durch frühes, regelmäßiges Abreagieren von aggressiven Impulsen, beispielsweise durch Boxtraining kann einem Stau von Aggressionen vorgebeugt werden 
  • der Jugendliche kann eine „Katharsis-Effekt“ (sich Freimachen von Aggressivität) erleben
  • keine Möglichkeit zur Bewältigung ungelöster Probleme oder Ärger
Anreger verändern:
  • aggressionsfördernde Faktoren umgehen
  • Verminderung von Stress, Einengung, Provokationen und aggressiven Modellen
  • Förderung von positiven Anregern und Anreizen zu alternativen Verhalten
  • wünschenswertes Verhalten sollte gefördert und mit Anerkennung belohnt werden
  • Jugendliche müssen lernen ihren Bedürfnissen Ausdruck zu verleihen
  • besonders in Krisen sollten sie von Bezugspersonen Zuwendung, anstatt  das Gefühl der vollständigen Unfähigkeit erhalten
Anreger anders bewerten:
  • langfristig sollen die aggressiven Ursachen abgeschwächt werden
  • in Gruppen sollen die Jugendlichen lernen, dass nur sozial orientiertes Verhalten Beachtung findet
  • sie lernen Konflikte verbal zu lösen und auf Aggressivität zu reagieren
  • Einfühlen in andere Menschen
  • Vorsicht bei Schuldzuweisung
  • entschärfende Bewertung
Aggressionshemmungen fördern:
  • Leid- induzierte Hemmung: während der Kindheit wurden sie mit Schmerzen anderer konfrontiert→ Empfinden von Mitleid
  • Angst vor Bestrafungen bzw. negativen Folgen:
    Konsequenz der Strafverfolgung hindert viele eine kriminelle Tat auszuführen
    Jugendliche müssen verstehen, dass es für sie nur Nachteile haben wird
  • moralische Hemmung bzw. Werthaltung: Dabei dürfen Bezugspersonen nicht bloß aussprechen, was nicht erlaubt ist, sondern dieses auch selber nicht ausüben.
Alternatives Verhalten lernen:
  • Entdramatisierung durch Entspannung und Selbstbeeinflussung: in Konfliktsituationen gelassen reagieren, auch bei Enttäuschungen
  • Einfühlungstraining: Wahrnehmung eigener Gefühle, einnehmen anderer Perspektiven→ erlernen von kooperativem und helfendem Verhalten
  • Immunisierung: In Rollenspielen sind sie direkten Provokationen ausgesetzt, bei denen sie gelassen reagieren sollen.
  • klassische Verhaltensmodifikation: Dient der Bekräftigung von erwünschten Verhalten.
  • kognitive Verhaltensmodifikation: Einsicht des Jugendlichen wird gefördert. Selbstbeobachtung und Selbsteinschätzung zusammen mit den Eltern.
  • partnerzentrierte Gesprächsführung: Konflikte verbal und gewaltfrei lösen
Streitschlichtung:
  • Programm durch regeln bestimmt: beide Seiten zu Wort kommen lassen
  • nicht nur über den Gegenstand der Tat, sondern auch über Gefühle, Interessen sprechen
  • Streitschlichtung kann auch misslingen, da die Sitzung freiwillig ist
    dem Täter wird verdeutlicht, dass es seine einzige Chance ist
    das Opfer steht somit unter Druck teilzunehmen 
Täter- Opfer- Ausgleich:
  • Anwendung in Jugendstrafverfahren und Jugendstrafvollzug
  • Täter setzt sich mit der Tat auseinander, indem er einen Brief an das Opfer verfasst
  • Realisieren der Folgen für das Opfer
  • Brief wird dem Opfer nicht übergeben
  • beim Täter soll es zu Einsicht und einer Verhaltensänderung kommen
Der heiße Stuhl:
  • ein Jugendlicher setzt sich auf einen Stuhl in die Mitte des Raumes
  • andere aus der Gruppe stehen um ihn herum und provozieren ihn durch anfassen, ansprechen
  • derjenige auf dem Stuhl soll Selbstkontrolle erlernen
Schul- und Berufsqualifizierungen:
  • sollen dem Jugendlichen Zukunftsperspektiven
    durch Bildungs- und Ausbildungsangebote

von Miriam Märsch

1 Kommentar: